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Die Abenteuer eines kleinen Tigerjungen

Die Rettung des Weihnachtsmanns

Veröffentlicht am 30. November 2017 von Der kleine Tiger Fauch

Der Weihnachtsmann war ganz verzweifelt.

Mitten in der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest war die Hiobsbotschaft gekommen.

Eigentlich war es ihm schon lange klar, denn alle Kinder wurden natürlich größer und gingen zur Schule und lernten und er fand das ja auch gut, aber es hatte auch seine schlechten Seiten das Größer- und Erwachsenwerden.

Denn viele Kinder verloren irgendwann den Glauben an ihn und wenn der erstmal verloren gegangen war, dann konnten sie den Weihnachtszauber nicht mehr spüren und mit dem Weihnachtsmann sprechen.

Später, wenn die Kinder erwachsen geworden waren und selber Eltern oder Großeltern wurden, wünschten sie sich oft ihre Kinderzeit und den Glauben an den Weihnachtsmann zurück, aber dann konnten sie ihn einfach nicht mehr wiederfinden.

Und so freuten sie sich, wenn wenigstens ihre kleinen Kinder an den Weihnachtsmann, bis die dann größer wurden und so wiederholte sich das wieder und wieder und wieder …

Aber jetzt war es besonders schlimm, denn einer seiner größten Fans hatte von seinen Mitschülern erfahren, dass die Geschenke zu Weihnachten von den Eltern besorgt wurden. David hatte auch schon mit seiner Mutter gesprochen und die hatte so gut es ging, versucht, ihm die Sache zu erklären. Dass die Eltern zwar die Geschenke besorgten, aber dass es dadurch nicht heißen würde, dass ganz Weihnachten eine Schwindel war und dass es ihn, den Weihnachtsmann, gar nicht geben würde. Sie hatte ihrem Sohn erklärt, dass der Weihnachtsmann eben gerade für die, die an ihn glauben, da ist und dass die, die nicht mehr an ihn glaubten, ihn dann auch nicht mehr sehen und vielleicht auch den Zauber der Weihnacht gar nicht mehr fühlen konnten.

Der Weihnachtsmann war ganz verzweifelt. Er rannte vor seinem Weihnachtshaus am Nordpol immer im Kreis herum, so dass sich schon eine tiefe Spur im Schnee gebildet hatte, und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Dann blieb er traurig stehen.

Seine Rentiere hatten seinem Treiben ganz verwundert zugesehen. Das Leitrentier, Rudolf mit der roten Nase, stubste ihn freundlich und tröstend an.

„Ach Rudolf…“ sagte der Weihnachtsmann mit trauriger Stimme „… wenn David nicht mehr an mich glaubt, was soll dann werden? Ich habe doch immer so viel Spaß daran gehabt ihn ab und zu durch mein Himmelsfernrohr zu betrachten und zu sehen, wie er sich entwickelt. Und, was soll ich Dir sagen, er ist ein ganz toller Fußballer und sogar BVB Fan geworden und nicht Bayern- oder Schalke Fan. Und er hat in der Schule nur gute Noten. Manchmal räumt er sogar sein Zimmer auf.“

„Ich wusste natürlich, dass irgendwann der Tag kommt, aber jetzt wo er da ist, da bin ich doch ganz niedergeschlagen.“

„Mööööh“ machte Rudolf und stupste seinen Chef liebevoll an. Das hieß auf rentierisch, sei nicht traurig. Rudolf hatte es früher nicht immer leicht gehabt, die anderen Rentiere hatten ihn oft wegen seiner roten Nase gehänselt, bis dann der Weihnachtsmann kam und … aber das ist eine andere Geschichte.

Auf alle Fälle liebte er den Weihnachtsmann für all das, was er für ihn getan hatte heiß und innig und hätte alles dafür getan, dass sein Chef wieder gute Laune hatte.

Rudolf kannte David sehr gut. Er hatte ihn schon siebenmal zusammen mit dem Weihnachtsmann besucht und sie hatten sich immer was Besonderes ausgedacht, wenn sie zu David kamen. Einmal war es ein besonderes goldenes Leuchten am Himmel, als es er mit seinen Eltern und Großeltern von der Kirche nach Hause kam und einmal, ja da hätte David den Weihnachtsmann fast noch getroffen, denn der hatte die Geschenke für David besonders sorgfältig unter den Baum noch mal geordnet.

Rudolf dachte nach. Wie konnte er seinem Chef nur helfen? Es musste ihm doch etwas einfallen.

Na klar. Rudolf rannte zu seinem Chef und stupste ihn an. „Möööööööh?“ machte er bittend.

„Was, ausgerechnet in der Nacht vor Heiligabend möchtest Du eine Nacht Urlaub haben?“ Der Weihnachtsmann war ziemlich verärgert.

„Mööööööööööööh!!!!!!“  „Na gut, wenn es so wichtig ist, aber sei bitte pünktlich wieder da.“

„Mööööööh.“ Machte Rudolf, das hieß auf rentierisch. „Ist doch Ehrensache. Danke schön.“

Und so machte er sich in der Nacht vor Heiligabend auf den Weg, denn er hatte einen Plan.

David hatte nämlich ein Pony namens Tom Teddy und der war ein Ururenkel des Weihnachtsponys, das einmal aushefen musste, als Rudolf so eine starke Erkältung hatte, dass er den Schlitten des Weihnachtsmannes nicht ziehen konnte. Und da musste der Weihnachtsmann nämlich außerplanmäßig landen und … aber das ist ja schon wieder eine andere Geschichte.

Auf alle Fälle hatte es Tom auch nicht immer gut gehabt und hatte sich vom Weihnachtsmann eine Herde und ein liebe Besitzerfamilie gewünscht.

Und der Weihnachtsmann hatte die Familie Breuner mit ihrem Sohn David ausgesucht und alles so arrangiert, dass Tom zu den Pferden von Davids Familie kam. Und hier lebte er nun mit den anderen Pferden der Herde der Familie glücklich und auch die Schmerzen, die er durch ein kaputtes Auge gehabt hatte, waren schon lange vergessen,

Damals hatte sich Tom bei der ersten Weihnacht, die er mit seiner neuen Familie verbringen durfte, artig beim Weihnachtsmann bedankt und hatte ihm angeboten, ihm auch mal einen Gefallen zu tun  Aber der Weihnachtsmann hatte nur gelacht und ihm über den Kopf gestreichelt und kumpelhaft gesagt. „ Ach Tom, das brauchst Du nicht. Wir Männer mit Bauch müssen doch zusammenhalten.“ Tom war nämlich, wie der Weihnachtsmann auch, etwas zu dick. „Es reicht, wenn Du zu David und seiner Familie lieb bist und nicht zu wild buckelst.“ Der Weihnachtsmann wusste natürlich, dass Tom mal ganz gerne buckelte, gerade beim Angaloppieren. Na ja, auch eine andere Geschichte.

Auf alle Fälle stand Tom gerade mit den anderen Pferden am Fressgitter und fraß sein Heu und seine Heulage. Es war schon dunkel. Auf einmal erfüllte ein rotes Leuchten die Nacht und ein Rentier mit einer roten Nase landete mitten im Offenstall.

Tom war erstaunt. Sein Freund Rudolph kam vorbei und das schon einen Tag vor Heiligabend? Sonst hatte er doch mit dem Weihnachtsmann immer in der Heiligen Nacht vorbeigeschaut, wenn alle Kinder schon beschenkt waren und schliefen. Dann hatten sie sich zusammengesetzt und über die Ereignisse des  letzten Jahres gesprochen. Denn man weiss ja, in der Heiligen Nacht können alle Tiere miteinander sprechen. Es gab dann Hafer, Müsli, Heu, Möhren, Leckerli, Plätzchen, Wasser und Milch und es war immer ein ganz, ganz warmes Gefühl, auch wenn es draußen bitter kalt war und vielleicht auch noch schneite oder regnete.

In den letzten beiden Jahren konnten sie besonders viel über David erzählen, der mit Tom, Neneh und Calina auch schon an Führzügelwettbewerden teilgenommen und tolle Platzierungen erreicht hatte. Auch da war ihnen allen aufgefallen, wie toll sich David entwickelte und besonders freute es sie, dass er immer zu seinen Tieren hielt.

„Rudolf, altes Haus. Was machst Du denn schon hier?“ rief er…. „Macht doch mal Platz, damit Rudolph etwas mit uns fressen kann“ forderte er die anderen Pferde auf. Neneh und Calina rückten bereitwillig etwas enger zusammen, aber Rudolf antwortete: „Ich bleibe glaube ich lieber doch auf der anderen Seite. Ich würde mit meinem Geweih bestimmt in den Gittern hängen bleiben. Tom….“ sagte er dann  „…ich bin auch gar nicht zum Abendessen vorbeigekommen. Der Weihnachtsmann braucht unsere Hilfe.“ Und er erzählte Tom und den anderen Pferden, warum der heilige Mann so traurig und verzweifelt war. Dann wurde es für ihn Zeit wieder zum Nordpol zurückzukehren und er verabschiedete sich und galoppierte los in die nächtliche Dunkelheit. Für einige Zeit konnte man noch einen roten Schein am Himmel wahrnehmen, dann nur noch einen kleinen roten Schimmer und dann war gar nichts mehr zu sehen.

Aber Tom war ganz wach und aufgeregt. Der Weihnachtsmann brauchte Hilfe, aber wie sollten sie es bewerkstelligen, dass David doch weiter an ihn glauben konnte. Er rannte ganz verzweifelt und ratlos im Kreis herum. „Wir müssen dem Weihnachtsmann helfen, aber wie, wie denn?“ rief er ganz aufgeregt.

„Bleib ganz ruhig Tom und denke nach“ … beruhigte ihn Calina. Sie war das älteste und weiseste Pferd der Herde. … „Ich bin mir sicher, es wird sich alles finden. Denn schau einmal, das Wunder der Weihnacht hat dieses Jahr schon früher begonnen als sonst.“ „Schon früher begonnen ?“ rief Tom erstaunt aus. „Wieso das denn?“ Seine beste Freundin Neneh stupste ihn freundlich in die Seite „Mensch Tommi, Du hast ja einen ganzen Heuballen vor dem Kopf, denk doch mal nach. Wir können uns in diesem Jahr schon einen Tag vor der Heiligen Nacht unterhalten.“

„Ja, stimmt.“ rief Tom ganz erstaunt und diesem Augenblick trat der Mond aus den Wolken hervor und dicke Schneeflocken fielen vom Himmel. Alles schien, wie in reinstes Silber getaucht.

„Aber nur Du kannst es bewerkstelligen. Es ist deine Aufgabe, da bin ich mir ganz sicher.“ sprach Coeur zu ihm. Coeur war neben Tom der zweite Wallach in der Herde und schon ein erfahrenes Turnierpferd. „Das ist deine Gelegenheit, dich beim Weihnachtsmann für alles Gute, was er Dir getan hat, zu bedanken. Denke gut nach, was zu tun ist und wenn wir Dir helfen können, machen wir es natürlich.“

Tom rannte auf dem Auslauf hin und her und her und hin und wieder hin und her und …

Plötzlich blieb er stehen und bockte mit allen vier Hufen in der Luft. „Ich habs. Wir müssen mit David reden. Wir können uns schon heute unterhalten, also können wir heute auch mit David reden.“ Tom war sich auf einmal ganz sicher. Wenn sie mit David sprechen könnten und ihm von Toms Rettung und von Rudolf erzählen würden und wie sehr sich der Weihnachtsmann wünschte, dass David weiter an ihn glaubte, dann würde sich alles zum Guten wenden. Denn wenn seine Pferde auf einmal mit ihm reden konnten, dann würde David das Wunder der Weihnacht erkennen und weiter daran glauben. Er würde erwachsen werden können, aber seine Freude an Weihnachten und dem Weihnachtsmann behalten. Und der Weihnachtsmann und Weihnachten wären für David gerettet.

Die Herde stimmte ihm zu. Sie mussten zu ihrem jungen Reiter. Aber wie ihn finden? Er lebte ja nicht in ihrem Stall und Tom wusste nur die ungefähre Richtung aus der er mit seinen Eltern immer zu ihm kam und in die er immer abfuhr.

Wir kennen den Weg sagten Calina und Neneh. Davids Eltern sind früher öfter mit uns bis zu ihrem Dorf geritten und wir sind auch schon mal an ihrem Haus vorbeigekommen.

Tom war begeistert. Aber wie sollte er aus dem Offenstall rauskommen. Die Tore waren ja verschlossen. Die großen Pferde hätten natürlich vielleicht drüber hinwegspringen können, aber für Tom war es nun doch zu hoch.

„Kein Problem.“ schaltete sich nun Gracie, die Jüngste in der Herde ein. Sie stellte sich rückwärts vor das Tor, schlug einmal aus und die beiden Flügel schwangen auf.

„Oh, das gibt bestimmt Ärger, wenn Davids Mama und sein Papa das sehen.“ meinte Coeur.

„Ist doch aber für einen guten Zweck.“ erwiderte seine Schwester „Ich hab auch nur ganz sanft ausgeschlagen.“

„Jetzt können wir es sowieso nicht mehr ändern.“ meinte Calina und Neneh rief „Tom, warte auf uns, Du kennst den genauen Weg doch gar nicht.“

„Kommt schnell und trödelt doch nicht so.“ hörten sie Tom nur noch rufen und galoppierten eilig hinter ihm her.

Mittlerweile war aus dem malerischen Schneefall ein dichtes Schneetreiben geworden und ein schwerer Wintersturm zog mit eisigem Wind und mit Sturmgeheul allen durch Mark und Bein.

„Wir müssen als Erstes zur Straße und dann rechts runter,…“ rief Calina den anderen zu. Man konnte bei diesem Schneetreiben in der Dunkelheit nicht mehr den eigenen Huf vor Augen sehen.

Aber sie hatten die Straße erreicht. Ein Auto zischte mit aufgeblendeten Scheinwerfern und hupend an ihnen vorbei und zog einen Schneewirbel hinter sich her.

David saß mit seinen Eltern beim Abendbrot. Sie hatten am Nachmittag den Weihnachstbaum bei einem Nachbarn im Dorf abgeholt. Es war wieder ein wunderschöner Baum. Jetzt unterhielten sie sich über das bevorstehende Weihnachtsfest und  die Großeltern, die sie besuchen wollten. Natürlich war David ganz gespannt auf die Geschenke. Im Hintergrund dudelte das Radio Weihnachtslieder.

Gerade spielten Sie „Rudolph, the red nose reindeer“ und Davids Eltern sangen, wie immer, laut und falsch mit, denn es war ihr absolutes Weihnachtslieblingslied. Eigentlich fand David dieses Gesinge schon etwas uncool, aber in der Küche hörte es ja niemand und so freute er sich, dass auch seine Eltern an diesem Abend so entspannt und voller Weihnachtsvorfreude waren.

Davids Mutter schaute ihren Sohn zwischendurch nachdenklich an. So groß war er schon. Wie die Zeit verflog, es kam ihr wie gestern vor, als sie ihn noch in den Kindergarten im ihrem Dorf gebracht hatte und jetzt ging er auf einmal schon in die dritte Klasse. Alles wurde schwieriger, die Kinder in seiner Klasse hatten alle erzählt, dass die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum nicht vom Weihnachtsmann sondern von den Eltern gebracht wurden und dass es den Weihnachtsmann gar nicht gäbe.

Auf einmal kam im Radio eine Durchsage.

„Achtung Autofahrer, aufgepasst, freilaufende Pferde auf der L 386 zwischen ….“

„Das ist doch da, wo unsere Pferde stehen,…“ sagte der Vater „…ich fahre lieber mal hin. Die Tiere müssen ja eh auch ihr Abendessen bekommen.“ und zog sich im gehen seine Jacke und die Stiefel an.

„Warte Wir kommen mit.“ riefen David und seine Mutter, die sich auch sofort ziemliche Sorgen machten.

Also setzte sich die ganze Familie mitsamt ihren beiden Hündinnen Donna und Fienchen ins Auto und fuhren im dichten Schneetreiben, der Sturm hatte Gottseidank etwas nachgelassen, zum Stall.

Eine dichte Schneedecke bedeckte nun das Land. Calina und Neneh berieten sich. Sie standen mitten in einem dicht bewaldeten Gebiet. Alles sah so gleich aus. Sie hatten sich verlaufen.

„Wir sollten  hier entlang laufen.“ schlug Neneh vor und drehte sich nach links.

„Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, da kommen wir nur noch tiefer in den Wald und der Boden wird dort ganz weich und sumpfig. Aber sicher bin ich mir auch nicht.“ meinte Calina.

 „Lass es uns versuchen, hier stehen zu bleiben, bringt auch nichts.“ antwortete ihr Neneh.

Die Herde bewegte sich in die Richtung, die Neneh vorgeschlagen hatte. Ihr Weg führte sie immer weiter in den dunklen Wald hinein. Das spärliche Mondlicht war auf einmal gar nicht romantisch, sondern warf unheimliche dunkle Schatten.

„Wir haben keine Angst, wir haben keine Angst, wir haben keine …“ murmelten Coeur und Gracie im Chor. Natürlich hatten sie doch ganz schön viel Angst.

Am Stall angekommen standen David und seine Eltern fassungslos vor dem offenen Tor. Die Pferde waren verschwunden. Man sah nur ganz vage ein paar verwehte Spuren, die in Richtung der nächsten Weide zu führen schienen.

„Wenn sie an der Straße gesehen wurden, dann müssen sie schon weiter sein. Vielleicht sind sie in Richtung unseres Dorfes gelaufen.“ meinte die Mutter.

„Wir teilen uns,…“ schlug der Vater vor “Ich folge mit Donna den Spuren von hier aus, bis ich auf sie stoße.

„Genau, sagte die Mutter.“ Wir fahren mit Fienchen zurück zum Dorf und von dort aus den Weg, den wir immer von dort aus zum Stall geritten sind. Hoffentlich finden wir sie.“

„Wir schaffen das Mama,…“ versuchte David sie zu beruhigen, obwohl er selber ein ganz schön mulmiges Gefühl in der Magengegend spürte.

„Hört jetzt endlich mit eurem blöden Gejammer auf,… „ fuhr Tom Gracie und Coeur an. „…wir müssen David finden und ihm vom Weihnachtsmann erzählen.“

Tom sah sich um, er hatte nur noch ein Auge, weil ihm das andere wegen einer schlimmen Krankheit wegoperiert werden musste, deshalb musste er sich immer ganz um sich selber drehen, wenn er alles ganz genau sehen wollte. Damals hatte es alles ziemlich schlimm und blutig ausgesehen, aber David hatte ihn jeden Tag in der Tierklinik besucht, in den Arm genommen und Leckerli und Möhren mitgebracht. Toms Magen knurrte schon ganz entsetzlich, er hatte mittlerweile großen Hunger, so ein Leckerli oder eine Möhre, dass wärs jetzt. Egal, sie mussten David finden.

Da sah er auf einmal durch die dunklen Äste ein rotgoldenes Leuchten.

„Hey Leute, da müssen wir hin“ rief er und drängelte sich durch das dichte Unterholz.

„Mama, halt mal an und lass uns aussteigen. Ich glaub, ich hab da etwas am Waldrand gesehen.“ bat David seine Mutter.

Sie hielten am Rand eines schneebedeckten Feldes an und stiegen aus. Angestrengt schauten sie in Richtung Waldrand.

„Es ist nichts zu sehen, mein Junge.“ sagte seine Mutter und pfiff nach Fienchen, damit sie wieder ins Auto sprang.

„David, Fienchen, nun kommt doch, wir wollen woanders weitersuchen.“

„Lieber Weihnachtsmann, lass uns bitte, bitte unsere Pferde wiederfinden“ flüsterte David ganz leise „, das ist das Einzige was ich mir wirklich wünsche. Alles andere ist mir gar nicht wichtig.“

„Wuff…“ schlug Fienchen auf einmal mit ihrer tiefen Stimme an, auch wenn sie Fienchen hieß, war sie doch ein recht großer, eindrucksvoller Hund. Sie hatte einen ganz schwachen Geruch wahrgenommen und stand wie erstarrt in Richtung des Waldrandes blickend.

Auch David schaute ganz angestrengt in diese Richtung und auf einmal sah er im dunklen Wald einen rotgoldenen Schimmer und dann lösten sich aus der Dunkelheit des Waldes fünf Pferde und galoppierten über das mondbeschiene glitzernde Feld auf sie zu. Allen voran Tom …

Tom drückte sich durch ein dichtes Gebüsch am Waldrand und sah vor sich ein mondbeschienes schneebedecktes glitzerndes Feld. Und am Ende dieses Feldes sah er ein Auto, einen Hund und zwei Menschen.

Aber eigentlich sah er nur Einen, nämlich David.

Er galoppierte so schnell er konnte auf David zu.

„David, David, rief er…“ „…wir haben Dich gefunden … der Weihnachtsmann, es gibt ihn wirklich, Du musst mir glauben, er hat mich damals zu Euch gebracht, Du darfst ihn nicht vergessen …, niemals, hörst Du?“

David nahm sein prustendes, aufgeregt schnaufendes Pony in den Arm. Die anderen Pferde standen schnaubend um sie herum. Gott sei Dank hatten sie sich wiedergefunden.

Er schaute in Richtung Waldrand. Der rotgoldene Lichtschein war noch zu sehen und es schien ihm, als könnte man ganz vage die schemenhaften Gestalten eines etwas zu dicken Mannes mit Mantel und Mütze und eines Hirsches oder etwas ähnlichem erkennen. Dann verblasste das Licht und der Wald wurde wieder dunkel.

„Danke, danke Weihnachtsmann,…“ rief David, so laut er konnte in Richtung des verschwundenen Lichtscheins „… ich werde immer an Dich glauben und Dich nie vergessen, so lange ich lebe.“

Das rotgoldene Licht leuchtete noch einmal kurz auf, als ob jemand zeigen wolle, dass er Davids Rufen verstanden hatte.

„Komm David, lass uns die Pferde nach Hause in den Stall bringen. Papa und Donna müssen wir auch noch einsammeln.“ seine Mutter legte seinen Arm um ihn.

Fienchen bellte noch einmal laut in Richtung des Waldes und dann hielt sie nichts mehr. Sie rannte wie der Wind in Richtung des Waldrandes aus dem ganz durchgefroren Donna und der Vater stapften und begrüßte die Beiden überschwänglich.

Als alles vorbei war. Die Pferde waren zurück im Stall und versorgt und alle Schäden waren repariert, sank David in sein Bett.

Seine Mutter hatte ihm noch einen heißen Kakao mit Milchschaum gemacht, den mochte er nämlich so gerne, und jetzt fühlte er sich ganz warm und müde.

Seine Mutter kam mit einer glücklich grummelnden Fienchen noch einmal zu gute Nacht sagen an sein Bett. Donna war schon zusammen mit seinem Vater im Wohnzimmer eingeschlafen.

„Ich habe es jetzt verstanden, Mama.“

„Was verstanden, mein Junge?“

„Wenn wir den Zauber in unserem Herzen behalten und an ihn glauben, dann ist er für immer da. Weihnachten, der Weihnachtsmann und das Gefühl von Weihnachten, das alles ist das Wichtigste, nicht wer was macht oder was wieviel kostet.“

Seine Mutter nahm ihn in den Arm und gab ihm einen Kuss. Sie sah ihren Sohn nachdenklich an.

„David, das hast Du ganz toll und richtig gesagt. Richtig weise war das. Schließlich bist Du ja erst acht Jahre alt.“

„Ja, aber nächstes Jahr werde ich schon neun. Darf ich morgen früh mit der PS4 spielen?“

„Gott sei Dank, da ist ja wieder der David, den ich kenne. Nein, morgen räumst Du Dein Zimmer auf, der Baum wird geschmückt und dann fahren wir zu Opa und Oma.“

„Mama, …“

„Gute Nacht und schlaf jetzt endlich!“

Die Heilige Nacht

In der darauffolgenden Heiligen Nacht, in der bekanntlich alle Tiere sprechen können, war der Weihnachtsmann zusammen mit Rudolf zu Gast bei der Herde im Stall bei einer Tasse Milch, Müsli, Hafer, Keksen, Möhren, Leckerli, Heu und Heulage.

„Vielen Dank, dass ihr es möglich gemacht habt, dass David weiterhin an mich glauben kann. Ihr seid eine tolle Herde.“

„Meine Herde und meine Menschen sind die Tollsten auf der ganzen Welt, aber ich bin doch froh, dass ich den Weg heraus aus dem Wald gefunden habe. Es war ganz schön knapp.“ rief Tom  voller Überzeugung und Inbrunst.

Der Weihnachtsmann schmunzelte nur und zwinkerte Calina und Neneh zu.

„Ich weiß auch nicht, wie das zwei so erfahrenen Pferden wie Neneh und mir passieren konnte, dass wir uns verlaufen. Das Nächstemal müssen wir aber besser aufpassen, Neneh.“ antwortete Calina.

Neneh schnaubte nur zur Antwort und zwinkerte dem Weihnachtsmann zurück.

 

 

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